In einer globalisierten Welt sind die Lieferketten von Unternehmen ihr größtes Risiko – und ihre größte Chance. Die ISO 20400 ist der internationale Leitfaden, der diese Chance nutzbar macht. Er bietet einen Rahmen für die Integration der Nachhaltigkeit in die Beschaffungsprozesse eines Unternehmens.
Als Daniel Melesse von der Adey Meselesh GmbH betone ich in unseren Projekten immer: Eine nachhaltige Beschaffung ist kein Kostenfaktor, sondern eine strategische Investition in Resilienz, Risikomanagement und Zukunftsfähigkeit.
Was ist die ISO 20400?
Die ISO 20400:2017 ist eine normative Richtlinie (ein Leitfaden) und keine Zertifizierungsnorm. Sie wurde entwickelt, um Organisationen jeder Größe und Branche dabei zu unterstützen, soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte in ihre Beschaffungsprozesse zu integrieren.
Ihr Kerngedanke ist es, die Verantwortung für Nachhaltigkeit über die eigenen Werksgrenzen hinaus in die gesamte Wertschöpfungskette zu tragen. Dies steht im vollkommenen Einklang mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG).
Die vier Kernprinzipien der ISO 20400
Der Leitfaden basiert auf vier fundamentalen Prinzipien, die das Handeln der Beschaffung leiten sollten:
- Rechenschaftspflicht: Die Organisation muss für die Auswirkungen ihrer Beschaffungsentscheidungen gegenüber allen Stakeholdern verantwortlich sein.
- Transparenz: Die Beschaffungsprozesse müssen nachvollziehbar, offen und klar kommuniziert werden.
- Ethisches Verhalten: Integrität, Fairness und Respekt müssen die Beziehungen zu Lieferanten prägen.
- Achtung der Interessen der Stakeholder: Die Ansprüche von Mitarbeitern, Kunden, lokalen Gemeinschaften und der Umwelt müssen berücksichtigt werden.
Der Umsetzungsprozess: Wie integriert man nachhaltige Beschaffung?
Die ISO 20400 bietet einen klaren Handlungsrahmen:
Phase | Beschreibung | Beispiele aus der Praxis (Adey Meselesh GmbH) |
---|---|---|
1. Verstehen | Analyse der eigenen Beschaffungsprozesse und Identifikation von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen. | Durchführung von Lieferanten-Risikoanalysen, besonders bei kritischen Rohstoffen (z.B. für Batterien). |
2. Integrieren | Verankerung der Nachhaltigkeitsgrundsätze in der Beschaffungsstrategie, -politik und -organisation. | Entwicklung einer verbindlichen Supplier Code of Conduct(Verhaltenskodex für Lieferanten). |
3. Umsetzen | Konkrete Maßnahmen in der operativen Beschaffung: Ausschreibungen, Lieferantenbewertung, Vertragsgestaltung. | Integration von ESG-Kriterien in Ausschreibungen und Bewertung von Lieferanten anhand von Nachhaltigkeits-Scores. |
4. Überwachen | Kontinuierliche Überprüfung der Leistung von Lieferanten und der Wirksamkeit der eigenen Maßnahmen. | Regelmäßige Audits (auch vor Ort), Nutzung von Blockchain für Lieferkettentransparenz, KPIs zur Messung. |
5. Verbessern | Lernen aus den Ergebnissen, Anpassen der Strategie und Kommunikation der Erfolge. | Jährliche Überarbeitung der Beschaffungsrichtlinie, öffentliche Berichterstattung (GRI-Standard). |
Der klare Bezug zu anderen Standards und Gesetzen
Die ISO 20400 ist kein isolierter Standard, sondern das fehlende Bindeglied in Ihrem Nachhaltigkeitsmanagement:
- ESG & SDGs: Sie ist das operative Werkzeug, um ESG-Ziele (Environmental, Social, Governance) und die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), insbesondere SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), in der Beschaffung umzusetzen.
- Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG): Sie bietet die konkrete Methodik, um die gesetzlichen Due-Diligence-Pflichten zu erfüllen. Wer ISO 20400 umsetzt, ist auf dem besten Weg, das LkSG zu erfüllen.
- ISO 14001 & ISO 50001: Sie ergänzt das Umwelt- und Energiemanagement um die kritische Beschaffungsperspektive.
- GRI-Berichte: Sie liefert die notwendigen Daten und Prozesse für eine transparente Berichterstattung über die Lieferkette.
Fazit: Warum die ISO 20400 für Ihr Unternehmen unverzichtbar ist
Die nachhaltige Beschaffung nach ISO 20400 ist kein „Nice-to-have“. Sie ist ein strategischer Hebelfür:
- Risikominimierung: Vermeidung von Lieferunterbrechungen durch Umweltkatastrophen oder Reputationsschäden durch Menschenrechtsverletzungen.
- Kosteneffizienz: Langfristige Senkung der Gesamtbetriebskosten durch Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.
- Innovation: Zugang zu nachhaltigeren Produkten und Technologien sowie Stärkung der Partnerschaften mit Vorreiter-Lieferanten.
- Wettbewerbsvorteil: Erfüllung der Erwartungen von Investoren, Kunden und Gesetzgebern und Stärkung der Marke.
Bei der Adey Meselesh GmbH sehen wir die ISO 20400 als Grundpfeiler einer zukunftssicheren Unternehmensstrategie. Sie verwandelt die Beschaffung von einer rein kostenorientierten Funktion in einen Treiber für nachhaltigen Wert.
Weiterführende Ressourcen auf daloa.de:
- Wie Sie das Lieferkettengesetz mit ISO 20400 erfolgreich umsetzen
- Nachhaltige Lieferkettentransparenz durch Blockchain
- ESG-Kriterien in der Beschaffung: Ein praktischer Leitfaden
Letzte Aktualisierung: September 2025 | Quelle: Daloa.de Research & Adey Meselesh GmbH