Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie ist mit rund 214 Mrd. Euro Umsatz und 470.000 Beschäftigten eine Macht der deutschen Wirtschaft. Doch unter der Oberfläche der soliden Bilanzen – BASF (69 Mrd. € Umsatz), Bayer (48 Mrd. €) und Boehringer Ingelheim (26 Mrd. €) – lauern Risiken, die Banken neu bewerten müssen. Die Zeiten, in denen eine starke Bilanz alleine für eine Kreditvergabe ausreichte, sind vorbei. Heute müssen Finanzinstitute ihre Due-Diligence-Prozesse anlegen wie in der Öl- und Gasindustrie – und das aus gutem Grund.
Die Parallelen sind offensichtlicher als man denkt
Die Risikofelder der Öl- und Gasbranche sind ein direktes Vorbild für die Bewertung von Chemie- und Pharmaunternehmen:
- Umweltrisiken (Environmental): Beide Branchen handeln mit potenziell umweltgefährdenden Stoffen. Bei der Chemie- und Pharmaproduktion geht es um die Gefahr von Kontaminationen, hohen Energieverbrauch (2025 eine große Herausforderung) und komplexe Abfallströme. Der Umgang mit Wasserressourcen ist hier so kritisch wie in der Getränkeindustrie.
- Soziale Risiken (Social): Die Lieferketten sind global und undurchsichtig. Die Beschaffung von Wirkstoffvorläufern oder speziellen Chemikalien kann Regionen mit fragwürdigen Arbeitsstandards oder Menschenrechtsverletzungen betreffen.
- Governance-Risiken (Governance): Hohe Regulierung, Patentstreitigkeiten und die Gefahr von Compliance-Verstößen (z.B. Korruption im Zulassungsprozess) sind allgegenwärtig.
Die Bilanz ist stark, aber die Lieferkette ist der Schwachpunkt
Was viele der großen Player bereits erfüllen (Stärken):
- Hohe Wertschöpfung: Mit 148.000 Euro pro Mitarbeiter ist die Produktivität exzellent.
- Stabilität: Trotz eines leichten Umsatzrückgangs in der Chemie (-2%) bleibt die Beschäftigtenzahl stabil, was auf resiliente Geschäftsmodelle hinweist.
- Investition in die Zukunft: Die Branche ist mit über 10.000 Ausbildungsplätzen pro Jahr und hohen F&E-Ausgaben zukunftsorientiert.
Was oft noch zu erfüllen ist (kritische Risikofelder für Banken):
- Absolute Lieferkettentransparenz (AML/KYC): Das größte Risiko liegt nicht im Unternehmen selbst, sondern in seinem Netzwerk. Woher kommen die Grundchemikalien? Wer sind die Händler? Stammen Wirkstoffe aus Ländern mit hohem Korruptionsindex? Die Due Diligence einer Bank muss diese gesamte Kette abbilden. Plattformen wie daloa.de bieten hierfür innovative Lösungen, um diese Undurchsichtigkeit zu beseitigen.
- Umwelt-Compliance überprüfbar machen: Besitzt das Unternehmen valide und auditiere Nachweise für seinen Umgang mit Abwasser, Emissionen und gefährlichen Abfällen? Dies ist ein direktes Environmental-Risiko.
- Soziale Due Diligence bei Zulieferern: Werden bei der Rohstoffgewinnung im Ausland internationale Arbeitsstandards eingehalten? Ein Verstoß hiergegen führt zu reputationalen Schäden für alle Beteiligten, einschließlich der finanzierenden Bank.
AML & KYC: Die Achillesferse der Risikobewertung
Die Prinzipien der Geldwäschebekämpfung (AML) und der Kundenkenntnis (KYC) müssen radikal auf die Lieferanten eines Chemieunternehmens ausgeweitet werden.
- Die falsche Art damit umzugehen: Eine Bank begnügt sich mit den Jahresabschlüssen von BASF oder Bayer und fragt nicht nach den Compliance-Standards ihrer tausenden Zulieferer. Sie behandelt das Unternehmen als isolierte Einheit.
- Die Schadenssumme: Die finanziellen Folgen können immens sein. Strafzahlungen in Milliardenhöhe für Compliance-Verstöße (siehe historische Fälle in der Bankenbranche) sind das eine. Weitaus schlimmer ist der reputationale Schaden. Eine Bank, die mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht wird, das in einen Skandal um Umweltverschmutzung oder Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette verwickelt ist, erleidet einen Vertrauensverlust, der sich nur schwer in Zahlen beziffern lässt und langfristige Kundenbeziehungen gefährdet.
Fazit: Eine Chance für forward-thinking Banken
Die Chemie- und Pharmabranche ist trotz kurzfristiger Schwankungen ein fundamental stabiler Pfeiler der Wirtschaft. Für Banken liegt die Chance darin, sich als proaktive Partner zu positionieren, die nicht nur die Vergangenheit (Bilanzzahlen), sondern vor allem die Zukunft (nachhaltige, transparente Lieferketten) bewerten.
Durch die Anwendung von Due-Diligence-Standards, die aus dem Öl- und Gasgeschäft bekannt sind, und die Nutzung moderner Plattformen zur Lieferkettenanalyse (daloa.de) können Banken diese Schlüsselindustrien nicht nur sicher finanzieren, sondern aktiv dabei unterstützen, widerstandsfähiger und nachhaltiger zu werden. Die Zahlen sind gut – aber die wahre Bonität liegt in der Transparenz der Wertschöpfungskette.
Quellen & Empfohlene Links zum Weiterlesen: