Einleitung: Das Zeitalter der nicht-staatlichen Gewaltakteure
In einer Welt, in der zwischenstaatliche Kriege seltener werden, dominieren Milizen und paramilitärische Gruppen zunehmend die Konfliktlandschaft. Diese Schattenarmeen – teils lokale Akteure, teils Werkzeuge globaler Mächte – formen heute die geopolitischen Realitäten von Afrika bis Asien. Dieser Blog beleuchtet die wichtigsten Gruppen und ihre strategische Bedeutung.
1. Horn von Afrika: Brennpunkt der Milizenaktivität
Yebha-Milizen (Äthiopien)
- Rolle: Traditionelle Grenzwächter im Norden Äthiopiens
- Aktivitäten:
- Sicherung umstrittener Gebiete an eritreischer Grenze
- Bekämpfung der TPLF während des Tigray-Konflikts
- Besonderheit: Nutzen historische Verteidigungstaktiken aus Aksum-Zeiten
RSF vs. SAF (Sudan)
Gruppe | Rapid Support Forces (RSF) | Sudan Armed Forces (SAF) |
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Ursprung | Aus Janjaweed-Milizen entstanden | Reguläre Armee |
Unterstützer | Wagner-Gruppe, UAE | Ägypten, internationale Anerkennung |
Taktik | Mobile Einheiten, Grausamkeit gegen Zivilisten | Konventionelle Kriegsführung |
„Der Sudan-Krieg zeigt: Selbst nationalen Armeen fällt es schwer, gut ausgerüstete Milizen zu besiegen.“ (Dr. Hala Al-Karib, Horn of Africa Analyst)
2. Kongo: Der endlose Kreislauf der Gewalt
M23-Rebellen
- Hintergrund: Tutsi-dominierte Gruppe mit ruandischer Unterstützung
- Ziele:
- Kontrolle über Ostkongo
- Sicherung von Coltan- und Kobaltminen
- Modus Operandi:
- Temporäre Eroberung von Städten
- Systematische Vertreibungen zur Gebietskontrolle
ADF (Allied Democratic Forces)
- Ideologie: Islamistisch (IS-nahe)
- Aktivitäten:
- Anschläge auf Zivilisten
- Nutzung von Dschungelgebieten als Rückzugsräume
- Internationale Verflechtungen: Finanzierung durch illegalen Holzhandel
3. Sahelzone: Der Vormarsch des Dschihad
JNIM vs. ISGS
Aspekt | JNIM | ISGS |
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Ideologie | Al-Qaida-nahe | Islamischer Staat |
Taktik | Lokale Bündnisse | Spektakuläre Anschläge |
Territorium | Mali, Burkina Faso | Niger, Grenzregionen |
Wirkung: Beide Gruppen destabilisieren die gesamte Region und zwingen internationale Akteure (Frankreich, Russland) zur Intervention.
4. Nahost: Stellvertreterkriege im Namen des Glaubens
Hisbollah (Libanon)
- Stärke: 150.000 Raketen, eigene Nachrichtendienste
- Rolle: Irans mächtigster regionaler Verbündeter
- Aktuelle Entwicklung: Zunehmende Verwicklung in Israel-Konflikt
Houthis (Jemen)
- Besonderheit: Erfolgreiche Guerillataktik gegen Saudi-Arabien
- Moderne Fähigkeiten: Drohnen- und Raketenangriffe auf Schifffahrt
- Internationale Bedeutung: Störung globaler Handelsrouten
5. Russlands Schattenarmee: Die Wagner-Gruppe
Einsatzgebiete 2025
- Ukraine: Schwerpunkt Bakhmut/Soledar
- Afrika: Mali, Zentralafrikanische Republik
- Syrien: Schutz von Ölinfrastruktur
Geschäftsmodell
- Im Tausch für: Sicherheitsgarantien für Regime
- Erhält: Bergbaukonzessionen (Gold, Diamanten)
- Personal: Mix aus Ex-Soldaten und Strafgefangenen
Fazit: Die neue Normalität der Gewalt
- Lokale Konflikte werden durch globale Machtspiele verlängert
- Rohstoffe finanzieren immer öfter die Kriegsherren
- Zivilisten zahlen den höchsten Preis in diesen „low-intensity“-Konflikten
„Die Grenze zwischen Terrorgruppe, Freiheitskämpfer und staatlichem Akteur war nie fließender als heute.“
(Prof. Mary Kaldor, London School of Economics)
Weiterführende Analysen:
- Crisis Group: Milizen in Afrika
- RUSI: Wagners globale Operationen
- UN-Bericht zu Konfliktfinanzierung
(Alle Angaben basieren auf Berichten internationaler Organisationen und Think-Tanks. Konfliktgebiete können sich schnell verändern.)