1. Investitionskosten (CAPEX), Betriebskosten (OPEX) und ROI
CAPEX (Investitionskosten)
- Neubau eines Schnellen Brüters (1.300 MW):
- Konservative Schätzung: 15–25 Mrd. € (basierend auf SNR-300 Kalkar & internationalen Projekten).
- Kostentreiber:
- Natrium-Kühlsystem (Sicherheitsaufwand gegen Leckagen/Brände).
- Brennstoffaufbereitung (Plutonium-Uran-MOX-Brennstoff).
- Sicherheitsinfrastruktur (Terror-/Proliferationsschutz).
OPEX (Betriebskosten)
- Jährliche Kosten (Schätzung):
- Brennstoff: Gering (Recycling vorhandener Brennelemente).
- Wartung: Hoch (Natrium-Überwachung, Korrosionsschutz) → ~200 Mio. €/Jahr.
- Personalkosten: Spezialisiertes Fachpersonal → ~50 Mio. €/Jahr.
- Gesamt-OPEX: ~250–300 Mio. €/Jahr (2–3 Cent/kWh).
ROI (Return on Investment)
- Annahmen:
- Stromproduktion: 21 TWh/Jahr (wie KRB B/C).
- Strompreis: 6 Cent/kWh (Marktpreis + Subventionen).
- Jährliche Einnahmen: ~1,26 Mrd. €.
- Amortisation:
- Bei 20 Mrd. € CAPEX + 300 Mio. € OPEX → Break-even nach ~20–25 Jahren.
- ROI: ~4–5 % (gering im Vergleich zu Erneuerbaren).
2. Kreislaufwirtschaft: Nutzung vorhandener Uranabfälle
- Bestand in Gundremmingen:
- 2.250 Tonnen abgebrannte Brennelemente (davon ~95 % Uran-238, ~1 % Plutonium, 4 % Spaltprodukte).
- Brüter-Technologie ermöglicht:
- Wiederverwendung von 90 % des Materials:
- Uran-238 wird zu Plutonium-239 umgewandelt → neuer Brennstoff.
- Reduktion des Abfallvolumens um ~80 %.
- 10 % hochradioaktiver Abfall:
- Langlebige Aktinide (z. B. Americium, Curium) können durch Transmutation weiter genutzt werden.
- Reststoffe für medizinische/industrielle Anwendungen (z. B. Kobalt-60 für Strahlentherapie).
- Wiederverwendung von 90 % des Materials:
3. Russische Brütertechnologie: Erfahrungen & Alternativen
Russland betreibt seit Jahrzehnten Schnelle Brüter (BN-Reihe) und ist führend in der Technologie:
- BN-800 (Beloyarsk-4):
- Leistung: 880 MW, seit 2016 in Betrieb.
- Brennstoff: MOX (Plutonium + Uran).
- Erfahrungen:
- Stabiler Betrieb, aber hohe Wartungskosten durch Natrium-Leckagen.
- Wirtschaftlichkeit nur durch staatliche Subventionen.
- BN-1200 (in Planung):
- Geplante Leistung: 1.200 MW.
- Ziel: Kommerzielle Stromerzeugung ab 2030.
- Deutschland könnte kooperieren:
- Technologieimport (z. B. Brennstoffzyklus-Know-how).
- Risiko: Politische Abhängigkeit von Russland.
Gesamtbewertung
Aspekt | Bewertung |
---|---|
Wirtschaftlichkeit | Fraglich (hohe CAPEX, langer ROI). Nur mit Subventionen konkurrenzfähig. |
Kreislaufwirtschaft | Großes Plus: 90 % des Atommülls werden wiederverwertet. |
Russische Technologie | Ausgereift, aber politisch schwierig. Eigenentwicklung teuer und langwierig. |
Politische Machbarkeit | Kaum gegeben (Atomausstieg, öffentliche Ablehnung). |
Fazit
Ein Schneller Brüter in Gundremmingen könnte energiewirtschaftlich sinnvoll sein, da er:
✅ Uranabfälle im Kreislauf nutzt.
✅ Strom zu moderaten Kosten (~4–6 Cent/kWh) liefert.
✅ Deutschlands Brennstoffunabhängigkeit erhöht.
ABER:
❌ Politisch derzeit nicht durchsetzbar.
❌ Wirtschaftlich riskant (hohe Investitionen, unsichere Strompreise).
❌ Sicherheitsbedenken (Natrium, Proliferation) bleiben.
Empfehlung:
- Forschung an Transmutation vorantreiben.
- Pilotprojekte im EU-Rahmen prüfen (z. B. mit Frankreich).
- Langfristig könnte die Technologie Teil eines CO₂-armen Energiemixes sein – aber nicht vor 2040.
🔚 Der Schnelle Brüter bleibt eine Zukunftstechnologie – doch für Gundremmingen kommt er zu spät.