Technische und wirtschaftliche Betrachtung der Umwandlung des KRB Gundremmingen in einen Schnellen Brüter

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1. Technologische Machbarkeit

Die Umwandlung eines konventionellen Siedewasserreaktors wie Gundremmingen in einen Schnellen Brüter stellt eine immense technische Herausforderung dar:

  • Reaktorkern & Brennstoff:
    • Schnelle Brüter benötigen Plutonium-basierten Brennstoff statt Uran.
    • Die Neutronenmoderation entfällt, da schnelle (ungebremste) Neutronen genutzt werden.
    • Eine vollständige Neukonstruktion des Reaktorkerns wäre nötig.
  • Kühlsystem:
    • Herkömmliche Leichtwasser-Kühlung muss durch flüssiges Natrium ersetzt werden.
    • Natrium reagiert explosiv mit Wasser und brennt an Luft → erhöhte Sicherheitsanforderungen.
    • Korrosionsschutz und Wärmeübertragungssysteme müssten neu entwickelt werden.
  • Sicherheitssysteme:
    • Passive Sicherheitskonzepte (z. B. Natrium-Luft-Wärmetauscher) wären erforderlich.
    • Schutz gegen Kernschmelze (Schnelle Brüter haben eine höhere Leistungsdichte).
    • Proliferationsrisiko durch Plutoniumerzeugung erfordert zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.

Fazit:
Technisch wäre ein Umbau möglich, aber extrem aufwendig. Erfahrungen aus früheren deutschen Brüter-Projekten (z. B. SNR-300 in Kalkar) könnten helfen, doch viele Komponenten müssten neu entwickelt werden.


2. Wirtschaftliche Aspekte

Kostenanalyse
  • Umbaukosten:
    • Schätzungen liegen zwischen 10 und 20+ Milliarden Euro (abhängig von Sicherheitsauflagen).
    • Vergleich: Neubau eines Brüters in Indien (PFBR, 500 MW) kostete ~630 Mio. € (mit Verzögerungen).
    • Kalkar (SNR-300) verschlang inflationsbereinigt ~7,6 Mrd. € – ohne Stromerzeugung.
  • Stromgestehungskosten (vereinfachte Schätzung):
    • Investition: 20 Mrd. € über 40 Jahre → ~2,38 Cent/kWh
    • Betrieb & Wartung: ~2 Cent/kWh
    • Gesamtkosten: ~4,38 Cent/kWh (ohne Netzentgelte/Steuern)
    • Vergleich:
      • Erneuerbare (2024): ~5–9 Cent/kWh (Onshore-Wind, PV)
      • Gas-CCGT: ~7–12 Cent/kWh (abhängig von CO₂-Preis)
Wirtschaftlichkeit
  • Vorteile:
    • Geringere Brennstoffkosten durch Plutonium-Recycling.
    • Längere Nutzung bestehender Infrastruktur (Netzanschluss, Kühlsysteme).
  • Nachteile:
    • Extrem hohe Anfangsinvestitionen.
    • Ungewisse Betriebskosten (Natrium-Leckagen, Sicherheitsüberwachung).
    • Politisches Risiko (Atomausstieg könnte Projekt stoppen).

Fazit:
Wirtschaftlich ist der Umbau fragwürdig. Erneuerbare und Speicher sind mittelfristig konkurrenzfähiger.


3. Energiepolitische und gesellschaftliche Herausforderungen

  • Atomausstieg vs. Energiesicherheit:
    • Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen (2023).
    • Ein Brüter wäre ein Widerspruch zur Politik, könnte aber Importabhängigkeit verringern.
  • Abfallproblematik:
    • Brüter reduzieren hochradioaktiven Abfall, aber produzieren weiterhin Plutonium.
    • Endlagerfrage bleibt ungelöst.
  • Öffentliche Akzeptanz:
    • Kernenergie ist in Deutschland umstritten.
    • Schnelle Brüter gelten als risikoreich (Natriumbrände, Proliferation).

Gesamtbewertung: Vor- und Nachteile

Vorteile 👍Nachteile 👎
Höhere Brennstoffeffizienz (♻️)Extrem hohe Investitionskosten (💰)
Reduzierung von Atommüll (☢️↓)Komplexe Sicherheitstechnik (⚠️)
Nutzung bestehender Infrastruktur (🏭)Politisch kaum durchsetzbar (⛔)
Geringere Uranimportabhängigkeit (🚢↓)Öffentlicher Widerstand (📢)

Schlussfolgerung

Die Umwandlung von Gundremmingen in einen Schnellen Brüter ist technisch machbar, aber unwahrscheinlich:

  • Politisch: Widerspricht dem Atomausstieg.
  • Wirtschaftlich: Zu hohe Kosten im Vergleich zu Erneuerbaren.
  • Praktisch: Rückbau ist die realistischste Option.

Alternative:
Forschung an Transmutation & IV. Generation Reaktoren könnte langfristig eine Rolle spielen – aber nicht in Gundremmingen.

🔚 Fazit: Der Schnelle Brüter bleibt eine interessante, aber nicht umsetzbare Idee für Deutschland.