Ausgangslage
Die Flotte der Abfallwirtschaftsbetriebe – wie bei der AWM München – besteht aus verschiedenen Fahrzeugtypen, die auf unterschiedliche Straßenverhältnisse und Einsatzgebiete zugeschnitten sind. Dazu zählen schwere Standard-LKWs, kleinere Sammelfahrzeuge (Mini, Midi, Micro), Spezialfahrzeuge und Servicefahrzeuge. Die Vielfalt ist notwendig, um sowohl breite Hauptstraßen als auch enge, schwer zugängliche Wohngebiete effizient bedienen zu können.
Einflussfaktoren auf die Standardisierung
1. Straßen- und Einsatzgebiete
- In dicht bebauten Altstadtbereichen oder engen Siedlungen sind kleinere, wendige Fahrzeuge unverzichtbar.
- Für Hauptstraßen und Gewerbegebiete werden große, schwere LKWs mit hoher Nutzlast benötigt.
- Spezialfahrzeuge (z. B. mit KI, für Bioabfallkontrolle) werden gezielt in bestimmten Stadtteilen eingesetzt.
2. Technische Anforderungen
- Unterschiedliche Achslasten, Wendekreise und Fahrzeuglängen sind je nach Einsatzgebiet vorgeschrieben.
- Zulassungsrechtliche Vorgaben (StVZO, EWG-Richtlinien) setzen Grenzen für Gewicht und Maße.
- Sicherheits- und Umweltanforderungen (z. B. Emissionszonen, Lärm) beeinflussen die Auswahl.
Möglichkeiten zur Standardisierung
A. Modularer Plattformansatz
- Entwicklung einer modularen Fahrzeugplattform, bei der Fahrgestell, Antrieb (insbesondere Wasserstoffverbrennungsmotor), Tanksystem und Steuerung standardisiert sind.
- Unterschiedliche Aufbauten (Presssysteme, Container, Sensorik) werden auf das gleiche Grundfahrzeug gesetzt.
- Vorteil: Einheitliche Wartung, Ersatzteillogistik und Schulung – unabhängig vom Einsatzgebiet.
B. Typenreduzierung auf Kernklassen
- Zusammenfassung der Flotte auf wenige Grundtypen:
- Standard-LKW (für Hauptstrecken und große Volumina)
- Kompaktfahrzeug (für enge Straßen)
- Spezialfahrzeug (z. B. für Bioabfall, KI-Kontrolle)
- Innerhalb dieser Klassen werden die Wasserstoffkomponenten vereinheitlicht (z. B. gleiche Motorgeneration, Tanktechnik, Sicherheitssysteme).
C. Einheitlicher Wasserstoffverbrennungsstandard
- Einführung eines einheitlichen H₂-Verbrennungsmotors (z. B. 300–400 PS, 350–700 bar Tankdruck) für alle Fahrzeugklassen, angepasst an das jeweilige Gewicht und Fahrprofil.
- Standardisierung der Betankung (SAE J2601), Sicherheitssysteme (ATEX, Leckagesensorik) und digitalen Steuerungen (CAN-Bus, zentrale Softwareintegration).
- Nutzung von Typ-IV-Composite-Tanks und H₂-spezifischer Sensorik in allen Modellen.
Grenzen der Standardisierung
- Straßenverhältnisse und Einsatzgebiete bleiben der Hauptgrund für unterschiedliche Fahrzeuggrößen und -konzepte. Eine vollständige Vereinheitlichung ist technisch und betrieblich nicht sinnvoll.
- Die Standardisierung ist am effizientesten auf Komponentenebene (Motor, Tank, Steuerung, Software), weniger auf der Ebene des gesamten Fahrzeugs.
- Ein modularer Ansatz ermöglicht dennoch eine deutliche Reduktion der Variantenvielfalt und erleichtert die Einführung eines Wasserstoffverbrennungsstandards.
Fazit
Eine Zusammenfassung der Fahrzeuge zu einem Standard ist in der Abfallwirtschaft vor allem auf Basis eines modularen Plattformkonzepts und einheitlicher Wasserstofftechnik möglich. Die endgültige Ausgestaltung hängt jedoch maßgeblich von den lokalen Straßenverhältnissen und den spezifischen Einsatzgebieten ab. Die Einführung eines Wasserstoffverbrennungsstandards ist technisch realisierbar, wenn die Komponenten (Motor, Tank, Sicherheit, Software) über alle Fahrzeugklassen hinweg vereinheitlicht werden, während die Fahrzeuggrößen weiterhin an die jeweiligen Einsatzanforderungen angepasst bleiben.