Äthiopien, Eritrea und Jemen: Öl- und Gasgeschichte im regionalen Kontext

🌄 Einleitung: Energie im historischen Kontext der Region

Die Geschichte der Energiegewinnung und -nutzung in Äthiopien, Eritrea und Jemen reicht von den frühen Zivilisationen des Aksumitischen Reiches bis zu modernen Öl- und Gasexplorationsprojekten. Diese Analyse untersucht die Entwicklung der Energiequellen und deren Einfluss auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in der gesamten Region.


🏛️ 1. Das Aksumitische Reich und seine Nachbarn (ca. 1. Jh. v. Chr. – 9. Jh. n. Chr.)

Energienutzung im Aksumitischen Reich

  • Holz und Biomasse: Hauptenergiequelle für Metallverarbeitung, Keramik und Haushaltsnutzung in beiden Regionen
  • Wasser: Nutzung von Wasserläufen für Mühlen und Bewässerung im gesamten Gebiet
  • Handelsrouten: Kontrolle über wichtige Handelswege zwischen Afrika und Arabien

Jemenitische Energiegeschichte

  • Antike Landwirtschaft: Terrassenanbau und Bewässerungssysteme
  • Weihrauchhandel: Nutzung natürlicher Harze als wertvolle Ressource
  • Kupfer- und Silberminen: Frühe Bergbautradition im vorislamischen Jemen

⛰️ 2. Traditionelle Energiequellen (bis 20. Jahrhundert)

Gemeinsame Merkmale

  • Biomasse dominierte alle drei Regionen bis ins 20. Jahrhundert
  • Wassermanagement: Traditionelle Systeme in Äthiopien (Water wheels) und Jemen (Terrassenbewässerung)
  • Handelsnetzwerke: Energiequellen wie Holz und Holzkohle wurden regional gehandelt

🛢️ 3. Koloniale und frühe Exploration (1900-1970)

Italienisches Kolonialengagement in Eritrea (1890-1941)

  • Erste geologische Surveys: Italienische Kolonialbehörden führten erste mineralogische Untersuchungen durch
  • Infrastrukturentwicklung: Hafenausbau in Massawa und Asmara für potenziellen Ressourcentransport
  • Begrenzte Erfolge: Keine signifikanten Ölfunde während der Kolonialzeit

Britisches Interesse im Jemen

  • Aden als strategischer Hafen: Nutzung als Kohlenstation für Dampfschiffe
  • Erste Explorationen: Geologische Untersuchungen in den 1930er Jahren

🔍 4. Moderne Exploration und internationale Konzerne

Eritreas Entwicklung nach der Unabhängigkeit (1993)

  • 1995: Erste Offshore-Lizenzvergabe an US-amerikanische Unternehmen
  • 2000er: Beteiligung von Shell, Total und Eni an Explorationsprojekten
  • 2010er: Entdeckung von Gasvorkommen im Roten Meer durch Eni

Jemens Öl- und Gasgeschichte

  • 1984: Erste kommerzielle Ölfunde im Ma’rib-Becken
  • 1987: Beginn der Ölförderung durch Hunt Oil Company
  • 1993: Gründung der Yemen LNG Company
  • 2010er: Produktion von ca. 100.000 Barrel/Tag vor dem Bürgerkrieg

Äthiopiens Explorationsbemühungen

  • Ogaden-Becken: Weiterhin Fokus von Explorationsaktivitäten
  • Chinesisches Engagement: CNPC und Sinopec bleiben aktiv trotz Herausforderungen

🗺️ 5. Regionale geologische Potenziale

Rotes-Meer-Graben

  • Geteiltes Potenzial: Ähnliche geologische Strukturen in eritreischen und jemenitischen Gewässern
  • Offshore-Vorkommen: Gas- und Ölpotenzial im gesamten Roten Meer

Danakil-Depression

  • Grenzübergreifend: Geothermisches Potenzial zwischen Äthiopien und Eritrea
  • Ressourcenkonflikte: Potenzial für Zusammenarbeit oder Spannungen

📊 6. Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen (2010–heute)

Eritrea

  • Politische Isolation: Internationale Sanktionen bis 2018 behinderten Investitionen
  • Neue Partnerschaften: Seit 2018 verstärktes Interesse aus UAE und Türkei
  • Infrastrukturmängel: Begrenzte Kapazitäten für Ressourcenerschließung

Jemen

  • Bürgerkriegsauswirkungen: Zerstörung von Ölinfrastruktur seit 2015
  • Produktionseinbruch: Von 127.000 BPD (2014) auf vernachlässigbare Mengen
  • LNG-Exportstopp: Stilllegung der Balhaf LNG-Anlage

Äthiopien

  • Sicherheitsherausforderungen: Anhaltende Konflikte in explorationreichen Regionen
  • Chinesische Investitionen: Weiterhin aktiv trotz Risiken

⚖️ 7. Geopolitische Faktoren

Strategische Lage am Roten Meer

  • Schifffahrtsrouten: Kontrolle über wichtige Handelswege
  • Internationale Rivalitäten: Saudi-Arabien, UAE, Türkei und China konkurrieren um Einfluss

Energiesicherheit

  • Jemens Niedergang: Verlust einer wichtigen Energiequelle für die Region
  • Äthiopiens Abhängigkeit: Importe aus Sudan und Djibouti

🔮 8. Zukunftsperspektiven und regionale Zusammenarbeit

Kriegsfolgenbewältigung im Jemen

  • Wiederaufbau: Potenzial für internationale Investitionen nach Konfliktende
  • Infrastrukturerneuerung: Modernisierung der Öl- und Gasinfrastruktur

Regionale Kooperationsmöglichkeiten

  • Grenzübergreifende Exploration: Gemeinsame Nutzung von Rotmeer-Ressourcen
  • Energiehandel: Potenzial für Gas-Exporte aus Eritrea nach Äthiopien
  • Erneuerbare Energien: Solarenergie-Potenzial in allen drei Ländern

Äthiopiens Energiewende

  • GERD-Projekt: Nutzung der Wasserkraft für regionale Energieexporte
  • Geothermie: Nutzung des Großen Afrikanischen Grabenbruchs

📌 Fazit

Die drei Länder zeigen unterschiedliche Entwicklungswege im Energiebereich:

  • Jemen erlebte eine kurze Phase der Ölproduktion vor dem kriegsbedingten Zusammenbruch
  • Eritrea bleibt trotz Potenzials weitgehend unerschlossen due to politischer Isolation
  • Äthiopien setzt trotz Gasfunden primär auf erneuerbare Energien

Die Zukunft der Energieversorgung in der Region hängt von politischer Stabilität, regionaler Zusammenarbeit und intelligenten Investitionsentscheidungen ab.


Quellen & Weiterführendes:


Daniel Feseha Melesse
Adey Meselesh GmbH – Energiehistorische Forschung
📧 daniel_melesse@gmx.de | 🌐 www.daloa.de

Stand: März 2024

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