🏛️ Kaiserin von Saba: Herrschaft, Legende und historischer Kontext

Die Königin von Saba (auf Amharisch: ንግሥተ ሳባ‚ Nəgəstä Saba) ist eine legendäre Figur, die in der äthiopischen Überlieferung als Kaiserin des Aksumitischen Reiches gilt. Allerdings ist ihre historische Existenz bis heute nicht archäologisch gesichert. Sie wird in der Kebra Nagast („Ruhm der Könige“), der äthiopischen Nationalchronik, sowie in der Bibel und dem Koran erwähnt.


📜 Zeitliche Einordnung der Königin von Saba

Biblische und koranische Erwähnung

  • Im Alten Testament (1. Könige 10,1–13) besucht die Königin von Saba König Salomo in Jerusalem.
  • Im Koran (Sure 27) wird sie als Bilqis bezeichnet und ebenfalls als Herrscherin von Saba beschrieben.
  • Die äthiopische Tradition identifiziert sie als Kaiserin Makeda.

Mögliche Herrschaftszeit

  • Wenn sie tatsächlich existierte, regierte sie vermutlich um das 10. Jahrhundert v. Chr.
  • König Salomo herrschte von ca. 970–931 v. Chr., daher wird ihr Besuch in dieser Zeit verortet.

🗺️ Das Reich der Königin von Saba

Lage und Ausdehnung

Ihr Reich, Saba (arabisch: سبأ), lag im südwestlichen Arabien – im heutigen Jemen – und nicht in Äthiopien. Allerdings kontrollierte es Handelsrouten auf beiden Seiten des Roten Meeres.

  • Hauptstadt: Mārib (im heutigen Jemen)
  • Kontrollierte Gebiete: Teile des Jemen, Eritreas, Nordäthiopiens und Handelseinfluss bis nach Aksum
  • Handelsgüter: Weihrauch, Myrrhe, Gold, Edelsteine

Keine Kaiserin Äthiopiens im eigentlichen Sinn

Trotz der äthiopischen Legende, die sie als Ursprung der salomonischen Dynastie betrachtet, regierte sie nicht von Aksum aus über Äthiopien. Ihr Einfluss beschränkte sich auf Handelskontrolle und kulturellen Austausch.


👑 Die Legende von Makeda und Menelik I.

Laut der Kebra Nagast:

  • Die Königin von Saba (Makeda) reist zu Salomo nach Jerusalem.
  • Sie gebiert einen Sohn – Menelik I. – der Stammvater der äthiopischen Kaiser-Dynastie.
  • Menelik bringt die Bundeslade nach Aksum, wo sie bis heute angeblich in der Kirche St. Maria von Zion aufbewahrt wird.

🧭 Historische Unsicherheit und archäologische Spuren

Keine zeitgenössischen Belege

  • Es gibt keine Inschriften, Stelen oder archäologischen Funde, die ihre Existenz beweisen.
  • Die frühesten sabäischen Inschriften im Jemen stammen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. – also später als die angebliche Regierungszeit.

Kultur- und Handelseinfluss

  • Das Reich Saba war real und handelte mit Aksum.
  • Es bestanden rege Handelsbeziehungen über das Rote Meer.

📍 Zusammenfassung

AspektDetails
NameKönigin von Saba / Makeda (äthiop.) / Bilqis (islam.)
HerrschaftsgebietSüdarabien (Jemen), mit Handelseinfluss in Nordäthiopien
ZeitrahmenCa. 10. Jahrhundert v. Chr.
QuellenBibel, Koran, Kebra Nagast
Historische BelegeKeine direkten Beweise – largely legendary

🔍 Weiterführende Literatur

  • Kebra Nagast (äthiopisches Nationalepos)
  • The Queen of Sheba von Louise Guiney
  • Archäologische Berichte aus Marib (Jemen) und Yeha (Äthiopien)

🪔 Fazit: Die Königin von Saba war keine Kaiserin Äthiopiens, sondern eine Figur der sabäischen Kultur im heutigen Jemen. Ihre Verbindung zu Äthiopien entstammt der legendenhaften Überlieferung der Kebra Nagast, nicht der gesicherten Geschichte.


Daniel Feseha Melesse
Adey Meselesh Forschungsinstitut für historisches Horn von Afrika
📧 daniel_melesse@gmx.de | 🌐 www.daloa.de

Stand: März 2024

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