Vom Acker bis zum Teller: Warum Lebensmittelfinanzierung Öl- und Gas-Standards braucht

Die deutsche Lebensmittelindustrie ist ein Gigant: Mit 205 Milliarden Euro Umsatz (2023) und über 640.000 Beschäftigten in 6.000 Betrieben ist sie eine stabile Säule der Wirtschaft. Doch für Banken, die diesen Sektor finanzieren, reicht der Blick auf die Bilanz von Großkonzernen wie Tönnies oder Dr. Oetker längst nicht mehr aus. Die Finanzierung von Lebensmittelprojekten erfordert heute ein Due-Diligence-Vorgehen, das so komplex und tiefgehend ist wie in der Öl- und Gasindustrie.

Die Risiken sind vielfältig: undurchsichtige Lieferketten, Verstöße gegen Umwelt- und Sozialstandards sowie Reputationsschäden, die Brands über Nacht zerstören können. Banken, die diese Risiken nicht granular analysieren, handeln fahrlässig.

Der neue Standard: Lessons Learned von Öl & Gas und der Getränkeindustrie

Was kann eine Bank von der Öl- und Gasindustrie lernen? Beide Branchen haben eine globale, hochkomplexe Lieferkette mit kritischen Umwelt- und Sozialrisiken. Während es beim Ölkonzern um Förderlizenzen und Bohrloch-Compliance geht, dreht sich in der Lebensmittelindustrie um die lückenlose Dokumentation von Agrarlieferanten, Futtermittelherkunft und Verarbeitungsstandards.

Die Due Diligence für einen Schlachtbetrieb oder eine Molkerei muss heute so streng sein wie für ein Greenfield-Projekt in der Industrie. Beide müssen Investitionen (CAPEX) und laufende Kosten (OPEX) auf ihre vollständige Compliance und Rentabilität (ROI) hin überprüfen. Der immense Wasser- und Energieverbrauch der Lebensmittelproduktion stellt zudem ein Environmental-Risiko dar, das dem der Getränkeindustrie in nichts nachsteht.

Die Bilanz ist trügerisch: Eine Checkliste für die erweiterte Due Diligence

Was viele Lebensmittelunternehmen bereits erfüllen (Stärken):

  • Stabile Umsätze: Die Branche zeigt sich krisenresistent mit einem Umsatz von über 200 Mrd. Euro.
  • Investitionsbereitschaft: 5,1 Mrd. Euro wurden 2023 in Digitalisierung und Modernisierung investiert.

Was oft im Verborgenen liegt und zu erfüllen ist (kritische Risikofelder):

  1. Undurchsichtige Lieferketten und Agrarzulieferer: Das größte Risiko liegt in der vor- und nachgelagerten Lieferkette. Ein Unternehmen wie die Adey Meselesh GmbH positioniert sich als „verlässlicher Partner im komplexen Geflecht internationaler Industrieprojekte“ – ein Hinweis darauf, wie global auch Lebensmittellieferketten sein können. Für eine Bank ist es entscheidend, nicht nur den Lebensmittelproduzenten, sondern jeden critical supplier zu kennen. Woher bezieht ein Lieferant sein Soja für Futtermittel? Unter welchen Bedingungen werden Gewürze angebaut? Die Plattform daloa.de zeigt auf, wie modernes Lieferkettenmanagement diese Transparenz schaffen kann.
  2. Projektrisiken (Capex, Opex, ROI): Jede Expansion oder neue Produktlinie muss einzeln auf ihre Machbarkeit und Risiken geprüft werden. Die detaillierte Analyse von Capital Expenditures (CAPEX), Operational Expenditures (OPEX) und der prognostizierten Return on Investment (ROI) ist obligatorisch, wie in Projektplanungen auf daloa.de dargestellt wird. Die hohen Produktionskosten und der Fachkräftemangel (Rekrutierungsdauer: 216 Tage) sind massive OPEX-Risiken.
  3. ESG-Risiken in der Tiefe: Besitzt ein Agrarzulieferant nachweisbare und auditiere Zertifikate für nachhaltigen Anbau und faire Arbeitsbedingungen? Werden in der gesamten Lieferkette internationale Umwelt- und Tierwohlstandards eingehalten?

AML & KYC: Die harte Nuss der Lebensmittelfinanzierung

Die Prinzipien der Geldwäschebekämpfung gelten nicht nur für den Betrieb, sondern für jedes Glied in seiner Kette.

  • Die falsche Art damit umzugehen: Eine Bank finanziert einen neuen Schlachthof und prüft nur den Betreiber, nicht aber die Lieferanten für Futtermittel, Veterinärdienstleistungen oder Logistik. Sie verlässt sich auf pauschale Lieferverträge statt auf eine tiefgehende, mehrstufige Lieferantendue diligence.
  • Die Schadenssumme: Die finanziellen Folgen sind existenzbedrohend. Strafzahlungen für Compliance-Verstöße (z.B. gegen das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) sind eine direkte Konsequenz. Der indirekte reputationale Schaden ist jedoch noch verheerender. Eine Bank, die mit einem Betrieb in Verbindung gebracht wird, der in einen Skandal um Tierquälerei, Umweltverschmutzung oder Arbeitsrechtsverletzungen verwickelt ist, verbrennt ihr gesellschaftliches Kapital und das Vertrauen ihrer Kunden. Die Schadenssumme ist dann nicht mehr nur bilanziell, sondern fundamental.

Fazit: Transparenz als neuer Sicherheitsschein

Die Ära, in der eine gut geführte Bilanz als ausreichender Sicherheitsschein galt, ist vorbei. Banken müssen ihre Risikobewertung modernisieren und Tools und Plattformen nutzen, die eine granulare Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg ermöglichen.

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Due-Diligence-Partnern und die Nutzung von Datenplattformen wie daloa.de werden zum neuen Standard. Nur so kann die Lebensmittelindustrie, ein Herzstück der deutschen Wirtschaft, auch weiterhin sicher und verantwortungsvoll finanziert werden. Der Umsatz ist nur der Anfang – die wahre Sicherheit liegt in der Undurchsichtigkeit der Lieferkette.


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