1. Einleitung
Die Integration einer Sauerstoffeinspeisung in einen Wasserstoffverbrennungsmotor erfordert höchste Präzision und Zuverlässigkeit in der Verbindungstechnik. Herkömmliche Schweißverfahren sind für die anspruchsvollen Medien Wasserstoff (H₂) und Sauerstoff (O₂) ungeeignet, da bereits minimale Unreinheiten oder Fehlstellen zu Sicherheitsrisiken führen können. Das Orbital-Schweißverfahren bietet hierfür die optimale Lösung, insbesondere bei Verwendung von Hochleistungswerkstoffen wie Inconel 718. Dieses Research integriert Spezifikationen aus der Luft- und Raumfahrt sowie Reinigungs- und Prüfstandards der Halbleiterindustrie.
2. Anforderungen an das Schweißsystem
2.1 Medienanforderungen
- Wasserstoff (H₂):
- Neigt zur Versprödung von Werkstoffen (H₂-Embrittlement).
- Extrem geringe Molekülgröße → hohe Leckagegefahr.
- Sauerstoff (O₂):
- Unterstützt Verbrennung → organische Verunreinigungen (Fette, Öle) können zu spontanen Reaktionen führen.
- Erfordert absolute Sauberkeit (Oxygen Cleanliness).
2.2 Komponenten
- Cryotanks für tiefkalten Flüssigsauerstoff (LOX) oder flüssigen Wasserstoff (LH₂).
- Ventile aus nickelbasierten Superlegierungen (z. B. Inconel 718).
- Rohrleitungen, Schläuche und Druckregler für Betriebsdrücke bis 700 bar.
3. Orbital-Schweißen: Spezifikationen und Prozess
3.1 Verfahren
- Orbital-Schweißen mit Wolfram-Inertgas (WIG/TIG) unter Verwendung einer externen Stromquelle und präziser Drehbewegung.
- Vollautomatisierter Prozess zur Vermeidung menschlicher Fehler.
- Schweißparameter (exemplarisch für Inconel 718, Wandstärke 1–3 mm):
- Stromstärke: 60–120 A
- Schweißgeschwindigkeit: 40–80 mm/min
- Schutzgas: Argon 5.0 (Reinheit 99,999 %) mit ≤10 ppm O₂
- Rückseitenschutz: Argon 5.0 oder Helium 4.6
3.2 Werkstoff: Inconel 718
- Eigenschaften:
- Hohe Festigkeit bei tiefen und hohen Temperaturen.
- Beständig gegen Wasserstoffversprödung und Oxidation.
- Schweißzusatz:
- ERNiCrMo-4 (Inconel 617) oder spezifisch angepasste Drahtlegierung.
4. Reinigungs- und Handhabungsvorschriften (Sauerstofftauglichkeit)
4.1 Sauerstoffreinigung (Oxygen Cleaning)
- Reinigungsstandard: ASTM G93 / ESA-Standard ECSS-Q-ST-70-61C.
- Verfahren:
- Vorreinigung: Entfernen von Grobverschmutzungen.
- Alkalische Reinigung: Fett- und Ölentfernung.
- Spülen mit deionisiertem Wasser (18 MΩ·cm).
- Passivierung mit Salpetersäure (20–30 %ige Lösung).
- Finale Spülung mit hochreinem Lösemittel (Isopropanol o. ä.).
- Trocknung mit öl-/wasserfreier Druckluft oder Stickstoff.
- Verpackung: Verschweißte洁净raumtaugliche Verpackung unter Reinststickstoff.
4.2 Partikel- und Fettfreiheit
- Partikelzählung nach ISO 14644-1 (Klasse 6 oder besser).
- Fettfreiheit prüfbar mit FTIR-Spektroskopie oder Kontaktwinkelmessung.
5. Prüfverfahren aus Luftfahrt und Halbleiterindustrie
5.1 Zerstörungsfreie Prüfung (ZfP)
- Röntgenprüfung (X-Ray) nach ASTM E1742:
- Erkennung von Poren, Rissen, Einschlüssen.
- Farbeindringprüfung (FPI) nach ASTM E1417:
- Für oberflächennahe Fehler.
- Ultraschallprüfung (UT) für dickwandige Komponenten.
5.2 Dichtheitsprüfung
- Helium-Leckprüfung nach ASTM E499:
- Nachweisgrenze: ≤ 1×10⁻⁹ mbar·l/s.
- Druckprüfung mit Reinststickstoff:
- 1,5-facher Betriebsdruck für 15 Minuten.
5.3 Metallografische Untersuchung
- Schliffpräparation zur Bewertung der Schweißnahtqualität:
- Poren, Risse, Durchschweißgrad.
6. Implementierung in die Baugruppe
6.1 Schweißnahtvorbereitung
- Fugenform: I-Nut oder V-Nut mit 0–2° Öffnungswinkel.
- Oberflächenrauheit: Ra ≤ 0,8 μm.
- Schutzgasführung: Beidseitig zur Vermeidung von Oxidation.
6.2 Umgebungsbedingungen
- Reinraum: ISO 14644-1 Klasse 7 oder besser.
- Temperatur und Luftfeuchtigkeit: 21 ± 2 °C, 40–60 % rF.
7. Fazit und Empfehlungen
Das Orbital-Schweißen von Komponenten für wasserstoff- und sauerstoffführende Systeme erfordert:
- Materialauswahl: Inconel 718 oder vergleichbare superaustenitische Legierungen.
- Reinigung: Sauerstofftaugliche Reinigung nach ASTM G93/ECSS.
- Schweißprozess: Vollautomatisches Orbital-Schweißen mit präziser Parameterkontrolle.
- Prüfung: Kombination aus Röntgen, Helium-Leckprüfung und metallografischer Analyse.
- Umgebung: Reinraumumgebung zur Vermeidung von Kontamination.
Durch die Übernahme von Standards aus der Luftfahrt (ESA/NASA) und Halbleiterindustrie (SEMI) lässt sich eine zuverlässige und sichere Verbindungstechnik für Hochdruck-Wasserstoff- und Sauerstoffsysteme realisieren. Diese Maßnahmen sind entscheidend für die Betriebssicherheit von Wasserstoffverbrennungsmotoren mit Sauerstoffeinspeisung.
Quellen:
- ASTM G93: Standard Practice for Cleaning Methods and Cleanliness Levels for Material and Equipment Used in Oxygen-Enriched Environments
- ECSS-Q-ST-70-61C: Cleanliness and contamination control
- SEMI F72: Specification for Oxygen Cleaning of Valves and Fittings
- NASA-STD-6000: Flammability, Odor, Offgassing, and Compatibility Requirements and Test Procedures
Research: Orbital-Schweißen im Wasserstoff-Verbrennungsmotor mit Sauerstoff-Einspritzung – Spezifikationen, Sauerstoffreinigung und Testverfahren aus Luft- und Raumfahrt- sowie Halbleitertechnik
1. Einführung
Bei der Entwicklung von Wasserstoff-Verbrennungsmotoren (H₂-ICE) mit Sauerstoffeinspritzung stößt man technisch auf anspruchsvolle Herausforderungen hinsichtlich Materialverträglichkeit, Dichtigkeit und Sicherheit – Stichwort Hochdruck, Kryotechnik und aggressive Gase. Hierbei ist das Orbital-Schweißen besonders relevant, da es reproduzierbare, hochqualitative und gasdichte Verbindungen für Komponenten wie Inconel 718 Schläuche, Rohrleitungen, Ventile und Regeltechnik gewährleistet.
2. Semi-Spezifikation für Orbital-Schweißen
- Material: Inconel 718, ein hitze- und korrosionsbeständiges Nickellegierungswerkstoff, ideal für kryogene Temperaturen und aggressive Gase wie H₂ & O₂.
- Verbindungsart: Orbital-TIG-Schweißen (WIG), um schmale Schweißnahtgeometrien in Rohren und Bauteilen unter kontrollierten Bedingungen herzustellen.
- Gasabschirmung: Argon-basierte Schutzgase mit Inertgasanteil, um Oxidation zu verhindern, kombiniert mit Rückschaltung und Überdruckregulierung.
- Wärmeeintrag: Minimal zur Schonung der Legierungseigenschaften, Vermeidung von Materialverzug und Gefügeänderungen (Schweißerwärmung und Nachbehandlung beachten).
- Nahtüberwachung: Automatisierte Parameterüberwachung inkl. Spannungsmessung, Strom, Gasverbrauch und Kamera-Inspektionen für Inline-Qualitätskontrolle.
3. Sauerstoffreinigung und Gaskontrolle (Reinheit nach Luft- und Raumfahrtstandards)
- Reinheitsgrad: Sauerstoff (O₂) für Einspritzung und Kryotank muss > 99,999% rein sein (5-N-Qualität), um Verunreinigungen und Explosionsrisiken zu vermeiden.
- Reinigungssysteme: Einsatz von Druckwechsel-Adsorptionsverfahren (PSA), Molekularsieben und kryogenen Reinigungsanlagen.
- Testverfahren: Kontinuierliche Gasanalytik (z.B. Massenspektrometer), Überwachung von Feuchte-, Hydrocarbon- und Partikelanteilen.
- Prozessdokumentation: Vollständige Chargendokumentation und Traceability analog ISO 14644 Reinraum- und AMS 2750 Wärmebehandlungsnormen.
- Sicherheitsaspekte: Regelmäßige Prüfung von Rohrleitungen und Ventilen auf O₂-Kontamination und Materialermüdung zur Vermeidung von Mikroexplosionen.
4. Komponenten und Baugruppen mit Orbital-Schweißen
- Kryotank (H₂ und O₂): Verwendung von Inconel 718 wegen seiner Festigkeit bei tiefen Temperaturen und Resistenz gegen Wasserstoffversprödung.
- Ventile und Regler: Präzise, gasdichte Komponenten mit orbitalgeschweißten Anschlussstellen für minimale Leckraten.
- Schläuche und Rohrleitungen: Hohe Flexibilität bei gleichzeitigem max. Druck von rund 700 bar im Versorgungsnetz, garantierte Korrosionsbeständigkeit.
- Verbindungsstellen: Orbital-Schweißen sichert eine reproduzierbare, homogene Verbindungsqualität, die mechanische Belastungen und thermische Zyklen über lange Zeit aushält.
5. Testverfahren und Qualitätssicherung
- Röntgen- und Ultraschallprüfung: Zur Erkennung innerer Fehler und Porositäten in orbitalgeschweißten Nähten.
- Druck- und Dichtigkeitsprüfungen: Überprüfung der Schweißverbindungen unter Betriebsdruck mit Wasserstoff und Sauerstoff zur Sicherheit.
- Materialanalysen: Mikroskopische Gefügeuntersuchung zur Überprüfung von Kornstruktur und Legierungselementverteilung.
- Protokollierung & Zertifizierung: Vollständige Dokumentation für die Luft- und Raumfahrt sowie Halbleiterindustrie mit Rückverfolgbarkeit aller Schweißprozesse und Gasqualitäten.
6. Anwendung und Vorteile in H₂-ICE mit Sauerstoffeinspritzung
- Gewährleistung der Integrität der Brennstoff- und Sauerstoffzufuhr bei hohen Drücken und extremen Temperaturbedingungen.
- Vermeidung von Leckagen, die zu Leistungsverlust und Sicherheitsrisiken führen.
- Sicherstellung langlebiger, robust verschweißter Bauteile in kritischen Systemen wie Kryotanks und Einspritzsystemen.
Fazit
Die Entwicklung von orbitalgeschweißten Komponenten aus Inconel 718 für Wasserstoff-Verbrennungsmotoren mit Sauerstoffeinspritzung profitiert maßgeblich von Standards und Verfahren aus der Luft- und Raumfahrt sowie der Halbleiterfertigung. Dazu zählen hochreine Gase, kryogene Behälter, präzise Ventile, sichere Rohrleitungen und eine sehr anspruchsvolle Qualitätssicherung – alles unabdingbar für zuverlässige und leistungsfähige Antriebssysteme der Zukunft.
Bei Bedarf kann eine vertiefende Spezifikation mit Prozessdiagrammen und Materialdatenblättern erstellt werden.
Quellen:patents.google+4
- https://patents.google.com/patent/CN101832198A/en
- https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10601411/
- https://www.axxair.com/en/blog/different-gases-used-in-orbital-tig-welding
- https://arodes.hes-so.ch/record/12338/files/Monney_2023_IC_engine_conversion_hydrogen_combustion_near_zero_NOx_emissions_PREPRINT.pdf
- https://www.apcuk.co.uk/wp-content/uploads/2025/06/APC-Hydrogen-technology-overview.pdf
- https://www.combustion-engines.eu/pdf-174794-110076?filename=Analysis+of+the+prospects.pdf
- https://cordis.europa.eu/project/id/506604/reporting
Für die Entwicklung eines Wasserstoffverbrennungsmotors mit Sauerstoffeinspritzung sind die Anforderungen an die Fügetechnik extrem hoch. Orbitalschweißen gilt hier als Schlüsseltechnologie, da es die Präzision und Qualität bietet, die für die Handhabung von kryogenen, hochreinen und unter Druck stehenden Gasen unerlässlich ist.
Semispezifikation für das Orbitalschweißen
Eine standardisierte Schweißprozedur nach herkömmlichen Normen reicht für diese kritische Anwendung nicht aus. Stattdessen wird eine Semispezifikation (engl. Semi-Specification) benötigt. Diese stellt eine Hybridform dar, die die strengsten Vorgaben verschiedener Industrien kombiniert:
- Basis: Allgemeine Schweißstandards (z. B. ASME B31.3 für Prozessleitungen).
- Erweiterung: Übernahme von spezifischen, noch strengeren Anforderungen aus der Luft- und Raumfahrt (z. B. NASA-Standards) und der Halbleiterindustrie.
Die Semispezifikation deckt alle Schritte ab: von der Materialauswahl und der Schweißnahtvorbereitung über die Schweißparameter bis hin zu den Reinigungs- und Prüfverfahren.
Sauerstoffreinigung und -prüfung
Die Handhabung von reinem Sauerstoff ist mit einem hohen Explosionsrisiko verbunden, da organische Stoffe (Fett, Öl, Staub) bei Kontakt mit Sauerstoff unter Druck spontan entzünden können. Daher ist die Reinigung der Komponenten nach den strengsten Standards der Luft- und Raumfahrt und der Halbleiterindustrie zwingend erforderlich.
Ablauf der Reinigung:
- Entfettung: Die Komponenten werden in einer Ultraschallbad-Reinigung mit speziellen, nicht brennbaren Reinigungsflüssigkeiten gründlich von Fett- und Ölrückständen befreit.
- Spülung: Es folgt eine Spülung mit deionisiertem Wasser, um alle Chemikalienreste zu entfernen.
- Trocknung: Die Teile werden in einem Reinraum mit gereinigter heißer Luft getrocknet.
Prüfung:
- Blacklight-Test: Nach der Trocknung werden die Bauteile unter Schwarzlicht inspiziert, um Fluoreszenz von verbliebenen Rückständen zu erkennen.
- Partikelprüfung: Es wird eine Endprüfung der Partikelanzahl durchgeführt, oft mithilfe von Spülungen mit flüssigem Stickstoff oder Ethanol und einer anschließenden Analyse der Partikel.
- Verpackung: Die gereinigten und geprüften Komponenten werden umgehend in doppelte, vakuumverschweißte Beutel verpackt, um eine erneute Kontamination zu verhindern.
Schweißverbindung von Inconel 718
Der Werkstoff Inconel 718 ist aufgrund seiner außergewöhnlichen mechanischen Eigenschaften bei kryogenen Temperaturen (für flüssigen Wasserstoff) und hohen Temperaturen (im Brennraum) die erste Wahl. Die Legierung ist korrosions- und kriechbeständig, weist aber eine komplexe Schweißbarkeit auf.
- Herausforderungen: Inconel 718 ist anfällig für Schweißnahtrisse und die Bildung von spröden Phasen, insbesondere bei übermäßiger Hitzeeinbringung.
- Lösung: Das Orbitalschweißen mit präziser Steuerung des Lichtbogens und der Pulsfrequenz ist hier ideal. Es ermöglicht eine kontrollierte und gleichmäßige Hitzeeinbringung, wodurch das Risiko von Rissen minimiert wird. Die Verwendung eines passenden Schweißzusatzes und eines Schutzgases (typischerweise reines Argon) ist obligatorisch, um die Sauerstoffaufnahme und Poren zu verhindern.
Umsetzung an den Komponenten
Das Orbitalschweißen ist für alle im System befindlichen Komponenten von entscheidender Bedeutung:
- H₂- und O₂-Kryotanks: Die Schweißnähte müssen nicht nur den extremen Innendrücken standhalten, sondern auch die Integrität bei Temperaturen von bis zu -253 °C (für H₂) bewahren. Orbitalschweißen gewährleistet eine perfekte Naht von innen und außen.
- Ventile, Schläuche, Rohrleitungen und Regler: Jede Verbindung ist eine potenzielle Leckagestelle. Da Wasserstoffmoleküle sehr klein sind, ist eine hundertprozentige Dichtheit entscheidend, um sowohl Leckagen als auch das Risiko der Wasserstoffversprödung der Schweißnaht zu verhindern. Orbitalschweißen bietet hier die höchste Reproduzierbarkeit und Qualität für kritische, oft schwer zugängliche Verbindungen.
Die Kombination aus spezialisierter Schweißtechnik, sorgfältig ausgewählten Materialien und der rigorosen Einhaltung der höchsten Reinigungsstandards macht das System sicher und funktionsfähig.