AXUM: Eine Oper in fünf Akten über das vergessene afrikanische Großreich

Vorspiel: Der Ruf des Löwen von Juda

(Tiefe Trommeln eröffnen, gemischt mit äthiopischen Krar-Klängen. Der Vorhang hebt sich langsam, enthüllt eine nächtliche Szene vor den monumentalen Stelen von Aksum.)

CHOR DER STELEN (feierlich, in Ge’ez):
„Wir stehen seit tausend Jahren,
Wächter eines vergessenen Traums,
Wo Könige mit Sonnen spielten
Und Schiffe nach Indien segelten…“


ERSTER AKT: DIE KRÖNUNG DES EZANA (325 n. Chr.)

Szene 1: Das Goldene Plateau

(König Ezana steht vor dem Sonnentempel, umgeben von Priestern und Gesandten aus Rom und Persien. Ein Chor aus Händlern singt vom Reichtum Aksums.)

EZANA (heldenhaft, Bariton):
„Mein Reich reicht vom Niltal
Bis zu den Duftküsten Arabiens!
Gold für Rom, Elfenbein für Indien –
Aksum ist das Tor der Welt!“

Szene 2: Die Bekehrung

(Der syrische Missionär Frumentius tritt auf, eine byzantinische Gesandtschaft im Schlepptau. Langsam verwandelt sich der Sonnentempel in eine Kirche.)

FRUMENTIUS (lyrischer Tenor):
„Ein Gott, ein Kreuz, ein Reich –
So wird Aksum ewig stehen!
Christus segne deine Flotten,
Die das Wort nach Afrika tragen…“

(Der Chor antwortet mit dem ersten äthiopischen Kyrie in altem Ge’ez.)


ZWEITER AKT: DIE SEEFAHRER (550 n. Chr.)

Szene 3: Hafen von Adulis

(Bühnenbild verwandelt sich in einen pulsierenden Hafen. Schiffe mit dreieckigen Segeln liegen vor Anker. Ein indischer Händler feilscht mit aksumitischen Kaufleuten.)

INDISCHER KAPITÄN (exotischer Countertenor):
„Pfeffer für euer Gold!
Seide für eure Smaragde!
Aksums Drachenboote segeln
Bis wo die Pagoden glühn!“

Szene 4: Sturm im Roten Meer

(Dramatisches Orchestergewitter. Die Königin Makeda führt ein Schiff durch die Wellen, begleitet von Tänzern, die Wogen darstellen.)

MAKEDA (dramatischer Sopran):
„Die Sterne sind unsere Karte,
Der Löwe unser Kompass!
Kein Sturm hält Aksum auf –
Wir schreiben Geschichte mit jedem Hafen!“


DRITTER AKT: DER UNTERGANG (7. JH.)

Szene 5: Die letzte Karawane

(Wüstenwinde heulen. Eine verarmte Prinzessin verkauft die letzten Goldmünzen an arabische Händler.)

PRINZESSIN GEDEWON (schmerzerfüllter Mezzosopran):
„Wo sind die Schiffe geblieben?
Wer stahl unsere Straßen?
Die Wüste frisst unsere Städte,
Der Islam überrollt unser Kreuz…“

Szene 6: Die vergessene Bibliothek

(Mönche retten Manuskripte vor den Flammen. Ein greiser Historiker diktiert seinem Schüler die letzte Chronik.)

HISTORIKER (tiefer Bass):
„Schreibt auf, bevor es zu spät ist:
Wir waren Großmacht, nicht nur Legende!
Europas Mittelalter begann,
Als Aksums letzte Säule fiel…“


VIERTER AKT: WIEDERENTDECKUNG (19. JH.)

Szene 7: Der deutsche Archäolog

(Ein europäischer Forscher steht staunend vor den Stelen. Einheimische führen ihn zu den Ruinen.)

ENNO LITTMANN (nachdenklicher Tenor):
„Was für eine Zivilisation!
Afrikas eigenes Byzanz…
Warum kennt die Welt nur Ägypten,
Wenn Aksum ebenso groß war?“

(Ein lokaler Priester antwortet mit einem uralten Psalm in Ge’ez, begleitet von traditionellen Beganna-Harfen.)


FÜNFTER AKT: DAS ERBE (Heute)

Szene 8: Die lebendigen Steine

(Moderne äthiopische Jugendliche tanzen zwischen den Stelen. Plötzlich erwachen die alten Könige als Geister.)

CHOR DER AHNEN (majestätisch):
„Erinnert euch an unsere Größe!
Afrika hatte Imperien,
Bevor die Kolonialherren kamen…
Aksum lebt in eurem Blut!“

(Die Oper endet mit einem gewaltigen Orchesterfinale, das aksumitische Pentatonik mit modernen Klängen verschmilzt. Die letzte Stele leuchtet golden im Scheinwerferlicht.)


Historische Anmerkungen:

  • Musikstil: Fusion aus äthiopischer Kirchenmusik, traditionellen Azmari-Gesängen und europäischer Operntradition
  • Besetzung: 120 Personen (inklusive traditioneller äthiopischer Tänzer und Semien-Gebirgschor)
  • Uraufführung: Geplant im renovierten Nationaltheater Addis Abeba mit Live-Übertragung nach Axum

„Afrika braucht seine eigenen Epen – nicht nur über Sklaverei und Kolonialismus, sondern über seine glorreichen Zivilisationen.“ – Zeresenay Berhane Mehari, Librettist

Weiterführend:

AXUM: Die große afrikanische Oper – Vollständiges Libretto mit musikalischen Anweisungen

KONZEPTIONELLE EINFÜHRUNG

Diese monumentale Oper verbindet:

  • Traditionelle äthiopische Musik (Krar-Harfen, Beganna-Lyren, Kebero-Trommeln)
  • Byzantinische Choräle (inspiriert von äthiopischer Kirchenmusik)
  • Europäische Operntradition (Wagner’sche Leitmotive, Verdi’sche Dramatik)
  • Moderne Klangcollagen (elektronische Verfremdungen von Steinmetzgeräuschen)

DETAILIERTE ROLLENBESCHREIBUNGEN

Hauptrollen:

  1. König Ezana (Heldenbariton)
    • Vokaler Stil: Kombination aus äthiopischem Zeremonialgesang und italienischem Belcanto
    • Kostüm: Goldbesticktes Schultertuch mit Löwenmähnen-Kragen
    • Schlüsselarie: „Ich bin der Sohn des Donners“ (Akt I)
  2. Königin Makeda (Dramatischer Sopran)
    • Besonderheit: Verwendung traditioneller äthiopischer Kehlkopftechniken
    • Bühnenpräsenz: Immer begleitet von 6 Tänzerinnen als lebendige Sonnenscheibe
    • Highlight: „Die Sterne meiner Väter“ (Akt II)
  3. Frumentius (Lyrischer Tenor)
    • Gesangstechnik: Fließender Übergang zwischen byzantinischen und aksumitischen Melismen
    • Symbolik: Trägt stets eine sich verwandelnde Robe (von römisch zu äthiopisch)

Chöre:

  • Händlerchor (12 Stimmen, mehrsprachig)
  • Mönchsquartett (Tiefe Bässe in Ge’ez)
  • Wellen-Tänzer (Perkussionisten mit Gesang)

MUSIKALISCHE LEITMOTIVE

  1. Das Reichsmotiv (Tiefe Kebero-Trommeln + Blechbläser)
    • Erklingt bei jeder Erwähnung der Größe Aksums
  2. Das Kreuzmotiv (Beganna-Harfe + Byzantinischer Chor)
    • Begleitet christliche Themen
  3. Das Untergangsmotiv (Verzerrte Steinmetzgeräusche + mikrotonale Streicher)

DETAILPROBENPLAN

Woche 1-4: Traditionelle Grundlagen

  • Training in äthiopischer Qenet-Notation
  • Workshops zu Azmari-Improvisationstechniken
  • Studienaufnahmen axumitischer Inschriften als rhythmische Basis

Woche 5-8: Szenische Einstudierung

  • Akt I: Krönungstanz mit 3 Tonnen echtem Weihrauch
  • Akt III: Untergangsszene mit 40-köpfigem Sandsturm-Chor

BÜHNENTECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN

  1. Die drehende Stele (Hauptbühne)
    • 9m hohe, drehbare Nachbildung der großen Ezana-Stele
    • Projektionsflächen für historische Reliefs
  2. Holographisches Meer (Akt II)
    • Laserprojektionen des Roten Meeres mit echten Duftstoffen
  3. Bibliotheksbrand (Akt III)
    • Pyrotechnische Spezialeffekte mit Safran-Duft

KONZERTVERSIONEN

  1. Symphonische Suite „Aksum“ (85 Min)
    • Für europäische Konzerthäuser adaptiert
  2. Open-Air Spektakel (Axum original)
    • Mit 300 lokalen Statisten und echten Kamelkarawanen
  3. VR-Erlebnisversion
    • 360°-Aufnahmen der originalen Schauplätze

AUSWAHL DER INTERPRETEN

Ideale Besetzung:

  • Ezana: John Holiday (Countertenor) + Mulatu Astatke (Krar)
  • Makeda: Angelique Kidjo + Meklit Hadero Fusion
  • Dirigent: Dame Sarah Connolly (Spezialistin für transkulturelle Projekte)

Äthiopisches Ensemble:

  • Entoto Kirchenchor (Addis Abeba)
  • Tigray-Performergruppe „Stimmen der Steine“

TOURNEESTATIONEN

  1. Premiere: Axum (vor den originalen Stelen)
  2. Europatournee: Elbphilharmonie, Palais Garnier
  3. Höhepunkt: UN-Generalversammlung als Friedensprojekt

EDUKATIVES BEGLEITPROGRAMM

  • Workshops zu afrikanischer Musikgeschichte
  • Dokumentation über moderne archäologische Forschungen
  • Schulmaterialien in 12 Sprachen

„Diese Oper ist kein Rückblick, sondern eine Wiedergeburt – sie lässt Aksum im 21. Jahrhundert auferstehen.“ – Daniel Melesse, künstlerische Leiterin