Die Optimierung des Ethylencrackerprozesses

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Die Optimierung des Ethylencrackerprozesses und die Reduktion von CO₂-Emissionen erfordern eine ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus (Life Cycle Analysis, LCA) – von der Rohstoffbereitstellung über die Crackprozesse bis hin zur nachgelagerten Produktion von Polymeren und anderen Chemikalien. Hier eine systematische Analyse:


1. CO₂-Reduktion im Ethylencrackerprozess

a) Optimierung bestehender Anlagen

  • Wärmeintegration & Energieeffizienz:
    • Nutzung von Abwärme durch Wärmerückgewinnungssysteme (z. B. Dampfnetzoptimierung).
    • Einsatz von SCR (Selective Catalytic Reduction) zur Reduktion von NOₓ-Emissionen, die indirekt auch den Energieverbrauch senken.
  • Feedstock-Flexibilisierung:
    • Beimischung von nachhaltigen Rohstoffen wie Bio-Naphtha oder Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen (chemisches Recycling).
    • Wasserstoff als Reduktionsmittel (statt Kohlenwasserstoffen) zur Verringerung von CO₂.

b) Neue Technologien

  • Double COBRA Seal (CO₂-Barriereseal):
    • Verhindert Leckagen in Ofenkammern und reduziert unverbrannte Kohlenwasserstoffe (insbesondere bei älteren Crackern).
    • Relevant für die Lebensdauerverlängerung bestehender Anlagen.
  • Catalytic Stripper:
    • Entfernt Partikel (z. B. Ruß) aus dem Crackgas, verbessert die nachgeschaltete Katalyse (z. B. in SCRs) und senkt Energieverluste.
  • Elektrische Cracköfen (z. B. Siemens/BASF-Pilotprojekte):
    • Ersetzt fossile Brennstoffe durch grünen Strom (CO₂-frei, falls Strom aus EE).
    • Noch nicht industriell skalierbar, aber vielversprechend für Neuanlagen.

c) CO₂-Abscheidung (CCUS)

  • Post-Combustion Capture: Amine-Wäsche zur Abtrennung von CO₂ aus Abgasen.
  • Oxyfuel-Cracking: Verbrennung mit reinem O₂ statt Luft (höhere CO₂-Konzentration für einfachere Abscheidung).

2. Nachgelagerte Produktion (Life-Cycle-Perspektive)

a) Polymerherstellung

  • Energieeffizienz in Derivatanlagen: Optimierung von Trocknungs-, Extrusions- und Polymerisationsprozessen.
  • Kreislaufwirtschaft:
    • Mechanisches/chemisches Recycling von PE/PP (Reduktion des Bedarfs an Neuware).
    • Nutzung von CO₂ als Rohstoff für Polycarbonate (z. B. Covestro’s CO₂-basiertes Polyol).

b) Logistik & Verarbeitung

  • Leichtbauverpackungen: Reduziert Transportemissionen.
  • Biobasierte Additive: Vermeidet fossile Weichmacher.

3. Life Cycle Analysis (LCA) – Kritische Punkte

  • Systemgrenzen: Vollständige Bilanzierung von „Cradle-to-Gate“ (Rohstoff → Ethylen) oder „Cradle-to-Grave“ (inkl. Entsorgung)?
  • Key Performance Indicators:
    • GWP (Global Warming Potential): CO₂-Äquivalente pro Tonne Ethylen.
    • NREU (Non-Renewable Energy Use): Fossiler Energieeinsatz.
  • Trade-offs:
    • Bio-Feedstocks können Landnutzungsemissionen erhöhen.
    • CCUS erhöht Energiebedarf („Energy Penalty“).

4. Zukunftstechnologien & Forschungsbedarf

  • Plasma-Cracking (z. B. Linde/BASF): Niedrigere Temperaturen, modular einsetzbar.
  • Wasserstoffnutzung: Grüner H₂ als Reduktionsmittel oder Brennstoff.
  • Digital Twins: Echtzeitoptimierung des Crackers via KI (z. B. vorausschauende Wartung).

Fazit

Die CO₂-Reduktion im Ethylencrackerprozess erfordert kombinierte Maßnahmen:

  1. Kurzfristig: Energieeffizienz, CCUS, Double COBRA/SCR für Bestandsanlagen.
  2. Mittelfristig: Elektrifizierung + grüner Strom.
  3. Langfristig: Circular Economy (Recycling, CO₂-Nutzung).

Eine LCA muss branchenspezifische Unterschiede berücksichtigen (z. B. Standortabhängigkeit der Strommix-Emissionen). Neue Technologien wie elektrische Öfen oder Plasma-Cracking haben hohes Potenzial, sind aber noch nicht wettbewerbsfähig.

Quellen:

  • DECHEMA-Studien zu CCU in der Chemieindustrie.
  • ICIS-Analysen zu Feedstock-Trends.
  • Fachartikel zu Catalytic Strippern (z. B. Johnson Matthey).

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