Die Geschichte der Kongo-Region ist geprägt von mächtigen vorkolonialen Reichen, brutaler europäischer Ausbeutung und den langwierigen Folgen von Kolonialismus und Neokolonialismus. Bis heute kämpft die Demokratische Republik Kongo (DRC) mit den Auswirkungen dieser historischen Last.
Präkoloniale Ära: Blühende Königreiche und Handel
Frühe Besiedlung und Bantu-Migration
Archäologische Funde belegen, dass das Kongobecken bereits vor über 50.000 Jahren von Jäger-und-Sammler-Gesellschaften besiedelt war. Vor etwa 2.000 bis 3.000 Jahren brachte die Bantu-Expansion neue landwirtschaftliche Techniken und Eisenverarbeitung in die Region, was zur Entstehung komplexer Gesellschaften führte.
Mächtige Königreiche
Ab dem 13. Jahrhundert bildeten sich mehrere bedeutende Reiche:
- Königreich Kongo (14.–19. Jh.): Ein zentralisiertes Reich mit Handelsbeziehungen bis nach Europa. Es unterhielt diplomatischen Kontakt mit Portugal, bis es durch Sklavenhandel und interne Konflikte zerfiel.
- Luba- und Lunda-Reiche (16.–19. Jh.): Bekannt für ihre ausgeklügelte Verwaltung und Kunst, insbesondere Holzskulpturen und Ritualobjekte.
- Kuba-Königreich (17.–19. Jh.): Berühmt für seine textile Kunst und politische Strukturen.
Diese Reiche trieben regen Handel mit Elfenbein, Kupfer und Salz, lange bevor europäische Kolonialmächte die Region erreichten.
Kolonialzeit: Vom Kongo-Freistaat zum belgischen Terrorregime
König Leopolds „Freistaat“ (1885–1908)
- Der belgische König Leopold II. eignete sich das Kongobecken durch diplomatische Manipulation auf der Berliner Konferenz (1884–1885) als Privatbesitz an.
- Unter seiner Herrschaft wurde das Land durch Zwangsarbeit (v. a. für Kautschuk) ausgebeutet. Misshandlungen, Geiselnahmen und Massenhinrichtungen waren systematisch – Schätzungen zufolge starben bis zu 10 Millionen Menschen.
- Internationale Proteste (u. a. durch Berichte von Roger Casement und Edmund D. Morel) führten 1908 zur Übernahme durch den belgischen Staat.
Belgisch-Kongo (1908–1960)
- Die Kolonialverwaltung setzte auf Rohstoffabbau (Kupfer, Diamanten, Uran) und baute Infrastruktur aus, aber unter strikter Rassentrennung (Pässystem, Verbot höherer Bildung für Kongolesen).
- Widerstand formierte sich, etwa durch die Association des Bakongo (ABAKO) unter Joseph Kasa-Vubu.
Nachkoloniale Ära: Unabhängigkeit, Diktatur und Krieg
1960: Die chaotische Unabhängigkeit
- Patrice Lumumba (erster demokratischer Premierminister) wurde nach wenigen Monaten mit Unterstützung Belgiens und der USA gestürzt und 1961 ermordet.
- Die Kongo-Krise (1960–1965) führte zum Eingreifen der UNO, zur Abspaltung Katangas und schließlich zum Putsch von Mobutu Sese Seko.
Mobutus Diktatur (1965–1997)
- Mobutu installierte ein korruptes Einparteiensystem, bereicherte sich am Rohstoffhandel und unterdrückte Oppositionelle.
- Seine Politik der „Authenticité“ (Afrikanisierung) ersetzte koloniale Symbole, doch wirtschaftlich ruinierte er das Land.
Konflikte seit 1996
- Der Erste Kongokrieg (1996–1997) stürzte Mobutu, doch der Zweite Kongokrieg (1998–2003) – „Afrikas Weltkrieg“ – zog neun Staaten in einen Konflikt um Rohstoffe (Coltan, Gold). Über 5 Millionen Menschen starben.
- Bis heute kämpft die DRC mit Rebellengruppen (wie der M23), Korruption und Armut trotz immenser Bodenschätze.
Fazit
Die Kongo-Region steht exemplarisch für die Verflechtung von kolonialer Gewalt, globaler Ausbeutung und postkolonialen Machtkämpfen. Trotz ihrer reichen Geschichte und Ressourcen leidet die Bevölkerung bis heute unter den Folgen.
Erweiterungsmöglichkeiten:
- Rolle der UNO/Friedensmissionen heute
- Wirtschaftliche Ausbeutung durch multinationale Konzerne
- Kulturelles Erbe (z. B. kongolesische Musik wie Rumba, Kunst)